Die bahnbrechenden koreanisch-deutschen Komponist*innen

Während der Corona-Pandemie erlebten Menschen asiatischer Herkunft oft unheimlich großen Hass und Diskriminierung. Dieses Problem hat aber schon zuvor existiert. Personen, die die musikalische Kultur in Deutschland mitgestaltet haben, sind davon nicht ausgenommen. Dieses moderierte Konzert präsentiert drei koreanische-deutsche Komponist*innen, die nicht nur ausgezeichnete Künstler*innen waren, sondern die Kultur und Musikszene Deutschlands und Koreas mitgestaltet haben.

Programm:

Isang Yun (1917-1995)

Distanzen, 1988, (Bläserquintett plus Streichquintett) (16’)

Festlicher Tanz, 1988, (Bläserquintett) (8’)

Oktett, 1978, (16’)

Musik für sieben Instrumente, 1959, (12’)

Rondell, 1975, (Trio d’Anches) (15’)

Chin Un-suk (*1961)

ParaMetaString, 1996, (Streichquartett plus Tape) (20’)

Younghi Pagh-Paan (*1945)

Im Sternlicht, 2019, (gemischtes Sextett) (8’)

Wundgeträumt, 2005, (gemischtes Quintett) (12’)

Younghi Pagh-Paan (*1945)

Younghi Pagh-Paan wurde in Südkorea geboren. Nach ihrem Studium an der Seoul National University gewann sie ein DAAD-Stipendium zum Studium in Deutschland. Sie hat mit erfolgreichen Komponisten wie Klaus Huber und Brian Ferneyhough studiert. Younghi Pagh-Paan hat schnell Erfolg in Deutschland gefunden, und ihre Musik ist oft bei Festivals der zeitgenössischen Musik wie den Donaueschinger Musiktagen und den Darmstadt-Ferienkursen zu hören. Sie ist vielfach mit Kompositionspreisen ausgezeichnet worden. 1994 wurde sie Professorin der Komposition der Hochschule für Künste Bremen und hat während ihrer Zeit dort u.a. das Atelier Neue Musik geschaffen. Dadurch hat sie die Neue-Musik-Szene Bremens stark aufgebaut. 

Isang Yun (1917-1995)

Politisch und musikalisch unterwegs – kaum ein Komponist hat eine ereignisvollere Lebensgeschichte als Isang Yun. Mit 38 Jahren wurde er mit dem Kulturpreis der Stadt Seoul ausgezeichnet. Zu der Zeit war Korea noch eine Kolonie Japans. Koreanische Kultur wurde streng unterdrückt, die Werke von Isang Yun wurden aus fanatischem japanischen Nationalstolz zerstört. Isang Yun hat sich sehr deutlich gegen Japan positioniert und wurde deswegen gefangen genommen und gepeinigt. Nach seiner Befreiung ist er nach Europa umgezogen und hat dort zahlreiche Komponist*innen der Europäischen Avantgarde kennengelernt. Er wurde von ihrem Kompositionsstil beeinflusst, aber Isang Yun war es weiterhin wichtig, Spuren der koreanischen Kultur in seinen Stücken einzubauen. Durch seine Arbeit hat er die Musikszene Koreas verstärkt. Er war in seinem Leben sehr bekannt und durfte seine Musik überall in der Welt aufgeführt hören. 1967 wurde er sogar von der Südkoreanischen Regierung wegen angeblichen Staatsverrats entführt, und zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach internationalen Protesten kam es letztendlich dazu, dass er freigelassen wurde. Er ist dann mit seiner Frau wieder nach Deutschland gezogen, wo sie Staatsbürger*innen worden sind. 

Chin Un-suk (*1961)

Die in Berlin ansässige Chin Un-suk ist eine ehemalige Schülerin György Ligetis. Aufgrund ihrer ausgezeichneten Kompositionsfähigkeiten wurden ihr zahlreiche internationale Preise verliehen, u.a. der Grawemeyer Award, der Arnold-Schönberg-Preis, der Preis für musikalische Komposition der Stiftung Fürst Pierre von Monaco sowie der Wihuri-Sibelius-Preis. Ihre Musik enthält Einflüsse ihrer koreanische Herkunft, aber auch z.B. Einflüsse der Gamelanmusik. Im Gegensatz zu vielen anderen Komponist*innen der Avantgarde, interessiert Chin Un-suk sich für Virtuosität, die viel in ihrer Musik zu hören ist. Sie sorgt dafür, die Musikszene in Korea zu erweitern, indem sie u.a. eine Konzertreihe bei der Seoul Philharmonic Orchestra begründet hat, währenddessen sie dort Composer-in-Residence war.