Oft wird europäische Geschichte als das Schaffen von mächtigen weißen Männer betrachtet. Das ist aber längst nicht die ganze Geschichte. Gerade in Folge des Kolonialismus gab es auch einige bahnbrechende Komponisten “of Color”, die großflächig die europäische Musik mitgestaltet haben. In diesem moderierten Konzert werden drei Komponisten präsentiert, die trotz Diskrimierung, ein hohes künstlerisches Gut geschaffen haben und damit die Welt verändert haben.
Programm:
Le Chevalier de Saint-Georges (1745-1799)
Symphonie 1. in G-Dur, G.073, 1779, (arr.) (15’)
Symphonie 2. In D-Dur, G.074, 1779, (arr.) (15’)
Quartett No. 4 in C-Moll, Op. 1, 1773, (7’)
Quartetto Concertante No. 5 in G-Dur, 1779, (8’)
Sonate für Flöte und Harfe in Es-Dur, unbekannt, (10’)
José Maurício Nunes Garcia (1767-1830)
Overtüre von Zemira, CPM 231, 1803, (arr.) (8’)
Overtüre in D-Dur, CPM 232, 1811, (arr.) (5’)
George Bridgetower (1778-1860)
Henry, 1812, 1812, (arr.) (3’)
Le Chevalier de Saint-Georges (1745-1799)
So außergewöhnlich und einzigartig ist die Geschichte von Le Chevalier de Saint-Georges, dass sie kaum in Wörter zu fassen ist. Der in Guadalupe geborene Komponist, Geigenvirtuose, welt-bekannte Fechter und Dirigent reiste seit seiner Geburt immer wieder nach Frankreich, wo er eine vielfältige Ausbildung bekam. Seine Eltern waren George de Bologne de Saint-Georges, ein Franzose mit hohem Familienstand und Anne Nanon, eine Sklavin seiner Familie. Le Chevalier de Saint-Georges war in der Pariser Gesellschaft gut vernetzt und hoch geschätzt. Trotzdem wurde er wegen seiner Herkunft diskriminiert. Er konnte wegen des gesellschaftlichen Drucks nie heiraten.
José Maurício Nunes Garcia (1767-1830)
José Maurício Nunes Garcia wurde in Rio de Janeiro geboren und wurde dort Priester. Dieser Berufs hat es ihm ermöglicht, Musiker zu werden. Er zeigte schon in jungen Jahren musikalisches Talent, und komponierte schon, bevor er von der europäischen Musik beeinflusst wurde. Rund 15.000 Flüchtlinge flüchteten vor Napoleon von Europa nach Rio de Janeiro. Zu diesem Zeitpunkt wurde José Maurício Nunes Garcia Kapellmeister des königlichen Hofs. Stark von den Europäer*innen und ihrem Musikstil beinflusst, und brachte er oft Werke von Mozart auf die Bühne. José Maurício Nunes Garcia war der Sohn eines schwarzen Mannes, und da der Hof die Hautfarbe als “optisches Defekt” betrachtete verlor er letztendlich seinen Posten. Er wurde trotz dieser extremen Diskriminierung als hochwertiger Künstler angesehen und hat sogar in Österreich bekannt.
George Bridgetower (1778-1860)
Der in Polen geborene George Bridgetower war Sohn eines wahrscheinlich aus Barbados stammenden Kammerdieners und angeblichen “African Prince” und einer Adligen. Kurz nach George Bridgetowers Geburt hat sein Vater als Diener des Hofs von Esterházy gearbeitet, wodurch er eine musikalische Ausbildung von Joseph Haydn bekam. Er wurde schnell als Wunderkind entdeckt und reiste als Geigenvirtuose durch ganz Europa. Bridgetower hat sich auch mit Beethoven angefreundet, der ihm eine Sonate widmete, die sie zusammen spielten. Wegen Beethovens wechselhafter Persönlichkeit und da Bridgetower angeblich eine Freundin Beethovens beleidigt haben soll, hat Beethoven die Freundschaft beendet und die Sonate einem anderen Geigenspieler, Rodolphe Kreutzer, gewidmet. Kreutzer hat die Sonate nie gespielt, weil er sie als zu schwer empfunden hat.